Die Unterbewertung der Arbeit von Frauen

von Christine Flitner

Frauen haben viele Gründe zu streiken. Einer davon ist die anhaltende und umfassende Unterbewertung von sogenannten Frauenberufen. Dazu gehören alle Berufe, die mit der Betreuung und Pflege von Kindern, Kranken, Alten oder Hilfsbedürftigen zu tun haben, in denen also vorgeblich weibliche Eigenschaften eine Rolle spielen.

All diese Arbeiten fallen auch in Privathaushalten an und werden dort überwiegend von Frauen erledigt. Tatsächlich wird der überwiegende Anteil dieser sogenannten Care-Arbeit unbezahlt erbracht, und die Gesellschaft würde ohne diese Leistungen nicht funktionieren. Trotzdem erfährt sie praktisch keine Anerkennung, und das wirkt sich auch dort aus, wo sie professionell erbracht wird. Die Berufe im Care-Bereich sind häufig schlecht bezahlt und die Arbeitsbedingungen sind an vielen Orten mangelhaft geregelt und kontrolliert.

Zudem stehen Pflege- und Betreuungsinstitutionen vermehrt unter Spar- und Rationalisierungsdruck, was sich ebenfalls negativ auf Anstellungen und Löhne auswirkt.

Das zeigt sich an vielen Orten. Die Kitas werden zwar ständig ausgebaut, aber die Arbeitsbedingungen sind nicht geregelt und mit der Ausbeutung von Praktikantinnen, welche auf einen Ausbildungsplatz hoffen, wird massives Lohndumping betrieben – auch in Einrichtungen, welche öffentliche Subventionen erhalten.

Auch die Pflege ist von der fehlenden Anerkennung betroffen. Die Arbeit im Gesundheitswesen ist anspruchsvoll und körperlich sowie psychisch belastend, aber die Löhne entsprechen nicht den Anforderungen, die Personalschlüssel entsprechen nicht dem realen Personalbedarf und die Dienstpläne lassen keine Vereinbarkeit mit anderen Verpflichtungen zu.

Sehr problematisch sind auch die Arbeitsbedingungen in der Langzeitpflege und besonders in der Betreuung in Privathaushalten (der sogenannten «24-h-Betreuung»), wo Bund und Kantone sich seit Jahren darum drücken, menschenwürdige Bedingungen herzustellen und insbesondere die Frage der Bereitschaftsdienste (durch eine Unterstellung unters Arbeitsgesetz) angemessen zu regeln.

Die Politik muss anerkennen, dass der Bedarf an Care-Arbeit zunimmt. Die steigende Lebenserwartung und die steigende Erwerbstätigkeit von Frauen führen dazu, dass der Bedarf an professioneller Betreuungsarbeit und an öffentlichen Einrichtungen weiterwächst. Der Staat muss in diesen Sektor investieren und erschwingliche und bedarfsgerechte Angebote schaffen.

Wir wollen angemessene Löhne und gut geregelte Arbeitsbedingungen in Pflege und Betreuung – durch öffentlich-rechtliche Anstellungsbedingungen oder Gesamtarbeitsverträge. Die Betreuung in Privathaushalten muss dem Arbeitsgesetz unterstellt werden und Bereitschaftsdienste müssen angemessen bezahlt werden. Dafür streiken wir am 14. Juni.

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Archiv 2019:

Dies ist die Webseite der Gewerkschaften für den Frauen*streik am 14. Juni.
Handgemacht mit ♥ vom Online-Team des SGB.

Ce site est celui des syndicats pour la Grève des femmes* du 14 juin 2019.
Cousu main et fait avec beaucoup de ♥ par l’équipe web de l’USS.